Ohne Onkel Otto und die Liebe.

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nachwandel_jungbusch_2014

Der Nachtwandel steht vor der Tür – und der ganze Jungbusch macht mit. Wirklich alle? Nein, es gibt prominente Ausnahmen.

Aus Kreisen der Gastronomie war zu vernehmen, dass nicht alle mitmachen und mitziehen bei der elften Auflage des Nachtwandel. Mit der der Onkel Otto Bar und dem Restaurant Zweite Liebe tauchen zwei prominente Locations nicht auf im ansonsten sehr vollständigen Programmflyer – was die Organisatoren des Nachtwandel bestätigen.

Nun sollte man wissen, dass die Teilnahme am Nachtwandel freiwillig ist, genauso wie die Unterstützung der Veranstaltung mit dem sogenannten Gastro-Beitrag von 150 + X Euro. Gleichwohl muss man kein Prophet sein um zu erahnen, dass die Nichtteilnahme von Onkel Otto Bar und Zweite Liebe bei vielen Gastronomen auf Unverständnis stößt – profitiert man doch auch zwei Abende lang von den rappelvollen Straßen im Mannheimer Hafenkiez. Warum also partizipieren die beiden Locations, die übrigens denselben Besitzern gehören, nicht am Nachtwandel?

„Der Nachtwandel als Veranstaltung hat sich in eine Richtung entwickelt, die wir nicht mehr unterstützen wollten.“ beantwortet Martin Schweppe, einer der beiden Brüder, die die beiden Lokale betreiben, eine Anfrage per Mail prompt und ausführlich telefonisch. Die Entwicklung im Jungbusch beobachte man kritisch, zu viele Kneipen würden hier Fuß fassen, während andere, dringendere Probleme des Viertels nicht angegangen würden, so Schweppe weiter. Vor allem die Entwicklung des Nachtwandel in der jüngeren Vergangenheit hin zu einer ausufernden Party- und Trinkveranstaltung bis in die frühen Morgenstunden habe nur noch wenig mit dem grundsätzlich guten Gedanken eines bunten Kunst- und Kulturfestes zu tun.

Dieser Entwicklung versucht man indes bei den Organisatoren gegenzusteuern. Viele Punkte und Regeln sind neu: so werden Getränke in diesem Jahr nur noch in Plastikbechern mit Pfand auf der Straße ausgegeben. Eine notwendige Reaktion auf das ungeheure Maß an Verschmutzung durch Dosen und Glas in den vergangenen Jahren. Ob das verhindert, das allerlei „fliegende“ und vor allem genehmigungsfreie Verkäufer Dosen und Flaschen am Straßenrand an den Mann oder die Frau bringen, bleibt abzuwarten.
Ein weiterer Faktor: die Lärmbelästigung. Party bis in die frühen Morgenstunden trifft bei den Bewohnern im Jungbusch auf immer weniger Verständnis. Das liegt natürlich nicht am Nachtwandel, sondern an der generellen Entwicklung des Kiez zu Mannheims Ausgehviertel mit unzähligen Kneipen und Bars – ein Thema, das schon bei der letzten Stadtteilversammlung hochkochte (http://www.rnz.de/mannheim/00_20140929060000_110757984-Es-rumort-im-Jungbusch.html), und von dem auch Martin Schweppe aus eigener Erfahrung zu berichten weiß: „Wir betreiben ja nicht nur die beiden Lokale, wir vermieten auch viele Wohnungen im Jungbusch. Da bekommen wir durch Schäden an den Immobilien und durch unsere Mieter aus erster Hand mit, was Woche für Woche so passiert“.

Bei den Organisatoren des Nachtwandels hat man die Zeichen der Zeit schon länger erkannt, und versucht, die Veranstaltung auch programmatisch wieder näher an ihren Ursprungsgedanken zurückzuführen. Bei der Aufnahme der Programmpunkte hat man verstärkt auf den kulturellen Aspekt geachtet, und will das auch künftig tun – auch, weil die Stadt unmissverständlich ihre künftige Unterstützung der Veranstaltung an den Kunst- und Kulturgedanken geknüpft hat.
Dennoch gibt es auch 2014 Programmpunkte wie: „Im Nelson passiert das, was unterm Jahr immer passiert: Bei Live-Musik und DJ-Musik werden Getränke aus Mehrwegbechern serviert“. Es bleibt also noch ein bisschen was zu tun, aber der eingeschlagene Weg ist der richtige, wie auch Martin Schweppe findet:
„Die letzten Jahre haben wir uns da rausgenommen, wir sind aber in Zukunft gerne wieder dabei, wenn Kunst- und Kultur wieder eindeutig im Vordergrund stehen. Einfach einen DJ oder eine Partyband hinzustellen, und das als Kulturfest zu verkaufen, das ist zu wenig.“

Inhaltlich kann man die Kritik Schweppes nachvollziehen, und ich bin geneigt, in vielen Punkten zuzustimmen. Und man kann wohl getrost glauben, dass die 300,00 Euro Gastro-Beitrag für zwei Läden nicht der Grund sind, am Nachtwandel weder programmatisch noch unterstützend teilzunehmen. Die Onkel Otto Bar gibt es schon lange, sie feiert dieses Jahr ihren 60. Geburtstag – sie war schon da, weit bevor der Jungbusch zum Szeneviertel wurde, und auch in ihrer heutigen Form ist sie quasi genauso alt wie der Nachtwandel an sich, den man dort auch lange begleitete. Seit ein paar Jahren nun aber nicht mehr, aus den oben genannten Gründen.
Die Fragen, die man aber stellen darf: Könnte man in dieser exponierten Position nicht mehr tun für die Veranstaltung und versuchen, Einfluss zu nehmen und zur Rückbesinnung beizutragen? Was bewirkt man mit einer bewussten Nichtteilnahme?

Übrigens: auch das BOW nimmt offiziell nicht am Nachtwandel teil. Das liegt laut Can Gürsel daran, dass man den Bewerbungstermin schlicht verpasst habe – und dies den Organisatoren auch mitgeteilt hat. Grundsätzlich stehe man dem Nachtwandel, auch in seiner bestehenden Form, positiv gegenüber und zahle auch gerne den Gastro-Beitrag (Update von 13:30 Uhr; über die Gründe für die Nichtteilnahme war in einer vorherigen Version des Artikels nichts bekannt).

nwbow

2 Antworten zu „Ohne Onkel Otto und die Liebe.“

  1. Avatar von Alex
    Alex

    Eine kurze Stellungnahme zum unglücklichen Veranstalungstext des Cafe , Nelson im Veranstalungsflyer. Dieser wurde nicht von uns so verfasst. Wir haben eher formlos mitgeteilt dass es bei uns im Nelson Live-Musik und danach Party mit DJ geben wird. Ich hätte mir auch gewünscht dass es so kurz und knapp auch im Veranstaltungsprogramm wiedergegeben würde.
    Getränke im Plastikbecher gibt es bei uns übrigens nur am Nachtwandel – weil das verständlicherweise von den Veranstaltern so gewünscht wird.
    Jedenfalls werden wir uns nächstes Jahr bei der Formulierung unseres Veranstaltungstextes mehr Mühe geben.

  2. Avatar von Manuel
    Manuel

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