Qual der Wahl? Lächerlich!

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Am Sonntag wählt Mannheim seinen neuen (oder alten) Oberbürgermeister (neu). Doch geht überhaupt noch jemand sein Kreuz machen? Ein Plädoyer fürs Wählen gehen.

Wenn man sich entscheiden muss, heisst es oft abgedroschen “Man hat die Qual der Wahl”. Und irgendwas muss da ja dran sein, denn wenn am Sonntag Mannheim seinen neuen Oberbürgermeister wählt, steht zu befürchten, dass die Wahlbeteiligung historische Negativdimensionen erreicht. Im speziellen Fokus dabei: die jungen Wähler.  Unzähliger Bemühungen und Wahlrecht ab 16 Jahren zum Trotz: bestes Grillwetter und generelle Politikverdrossenheit befeuern einen Trend, der sich landauf landab stetig beobachten lässt. Junge Leute meiden Wahllokale. Dem Gang an die Wahlurne scheint der Sexappeal eines verkaterten Besuchs bei den zukünftigen Schwiegereltern anzuhaften. Das kann doch nicht unser Ernst sein???

Die Argumente sind immer die gleichen: “Warum soll ich wählen gehen? Es ändert sich doch sowieso nichts!”. “Politiker sind alle Verbrecher”. “Als würde meine Stimme da irgendwas ausmachen”.
Und ja, man kann nicht sagen, dass sich Politiker national wie kommunal bei dem Versuch junge Menschen anzusprechen mit Ruhm bekleckern. Hüftsteif kommen sie daher mit verklausuliertem Polikterslang, der viel sagt und wenig meint. Doch rechtfertigt das, den Gang zur Wahl gleich ganz sein zu lassen?

Verdammt noch mal: NEIN!

Wir sind ein Land von Nörglern und Unzufriedenen. Wenn uns was nicht passt, sind wir ganz schnell ganz furchtbar gut darin, alles und jedem die Schuld für die Misere zu geben. Es wird gegen quasi alles demonstriert, in alle Richtungen und mit allen, teils katastrophalen, Auswirkungen. Aber von der vornehmlichen Möglichkeit der Einflussnahme, die die Demokratie jedem Bürger an die Hand gibt, wollen wir immer weniger Gebrauch machen. Wir haben ein Wahlrecht, mit das höchste Gut, und wenn es nach mir ginge, sollte es eigentlich eine Wahlpflicht sein. Es kann doch nicht sein, dass wir uns alle paar Jahre einmal nicht entscheiden wollen, aber in der Folge jahrelang die Entscheidungen derer, die sie treffen munter kritisieren. Wer nicht wählen geht, hat in meinen Augen auch sein Recht verwirkt, die Zustände zu monieren. Und vor allem habe ich noch kein System kennengelernt, das mir lieber als das unsere wäre. Was wären denn die Alternativen?
Wir sollten das schützenswerte System der Demokratie ernster nehmen, weil es um nicht weniger als unsere Zukunft geht. Vor allem um die der jungen Generationen. Doch wir Jungen sind meist ohne existenzielle Probleme aufgewachsen, im schützenden Wohlstand der Generationen unser Eltern und Großeltern. Schickes Smartphone, eigenes Auto, viele Jobs – ist doch alles super, warum sollte man da wählen gehen? Ganz einfach: unser jetziges Wohlergehen verstellt uns den Blick dafür, dass “unsere” schwierigen Zeiten noch kommen. Mit immensen Herausforderungen, die Anstrengungen von allen verlangen. Umso wichtiger wäre es, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass jeder einzelne eine Verantwortung trägt: für sich, seine Liebsten, aber auch die ganze Gesellschaft. Gerade weil so viele nicht mehr wählen gehen, finden so viele Chaoten den Weg in unsere demokratische Mitte. Mit dem bewussten Nicht-Wählen ebnet man, bewusst oder unbewusst, linken wie rechten, fanatischen Spinnern die Türen in unsere Parlamente, weil dann die wenigen Stimmen derer prozentual mehr Gewicht haben.

Hinzu kommt: die Wahl des Oberbürgermeisters hat mehr Einfluss als manche Entscheidung auf Bundesebene. Mit acht Jahren Amtszeit kann das Stadtoberhaupt Projekte mit wesentlich mehr Perspektive angehen und verwirklichen, ohne allzu kurzfristig auf die nächste Wahl zu schielen. Das gibt dem Posten weit mehr Möglichkeiten, und genau deshalb sollten wir uns sehr gut überlegen, unseren Überzeugungen mit einem Kreuz Ausdruck zu verleihen.

Mannheim ist eine großartige Stadt, mit wunderbaren Menschen und tollen Möglichkeiten. Mannheim lebt davon, dass sich seine Bewohner engagieren und sich selten einfach in ihr Schicksal ergeben. Die Politik kann die Richtung vorgeben und Ideen in den Raum werfen. Es ist aber an uns, diese Ideen mit Leben zu füllen. Mannheim hat bereits viel erreicht. Mannheim muss aber noch viel mehr erreichen. Es ist sicher nicht an der Zeit, sich selbstzufrieden zurück zu lehnen. Es gibt viele Probleme, die es gilt anzugehen. Gemeinsam. Es geht um die Zukunft unserer Heimat. Eine lebenswerte Zukunft, die wir aktiv mitgestalten können. Es liegt jetzt an uns zu entscheiden, wer diese Stadt führt.
Da kann doch so ein einfaches Kreuz an einem Sonntag nicht zu viel verlangt sein, oder?

GEHT WÄHLEN!

Lasst uns einmal ein Stück Verantwortung übernehmen. Nicht für irgendwen. Für UNS!

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