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Im Testbetrieb vor Corona gestartet, jetzt „en vogue“: Gastrobetriebe bekommen Außenflächen, Parkplätze müssen dafür weichen. Wie kommt das an?
***In die Vorbereitung dieses Artikels krachte der zweite „Lockdown Light“ natürlich voll rein, der vor allem die Gastronomie wieder mit voller Härte trifft. Da klingt ein Titel wieder dieser natürlich etwas befremdlich. An Aktualität und Richtigkeit der Thematik ändert sich in meinen Augen dadurch aber nichts, weswegen ich eine Veröffentlichung auch nicht weiter aufschieben wollte.***
Die Diskussion um die Zukunft des Autos, aber auch um die Zukunft des Autos in Innenstädten, ist in vollem Gange und von großer Emotionalität geprägt. Eine Facette davon: die Umwidmung von Parkflächen in Außenflächen für die angrenzende Gastronomie.
Was als „Feldversuch“ in Mannheim bereits vor Corona startete, hat seit der Pandemie und dem damit verbundenen Lockdown eine deutliche Ausweitung erfahren. Zahlreiche Gastronomiebetriebe haben das Angebot bereits genutzt und so vor ihren Ladengeschäften so Außensitzplätze hinzugewonnen – auf Kosten von Parkplätzen, die in Innenstädten grundsätzlich Mangelware sind.
Und das „schmeckt“ durchaus nicht jedem: während die Gastronomen die Maßnahme und deren wohl dauerhaften Verbleib begrüßen, begreifen vor allem Anwohner, aber auch externe Gäste diesen neuen Trend als Frontalangriff auf ihre Parkrechte.
Nachdem ich jüngst einen älteren Artikel zur Problematik der fehlenden Sanktionierung von Falschparkern nach Feierabend und der damit verbundenen Hilflosigkeit der Anwohner aus dem Archiv hervorgekramt habe, war die Resonanz riesengroß. Unzählige Nachrichten zum Thema erreichten mich – und vermischten diese Kritik auch mit der „Abschaffung“ von Parkplätzen.
Passt das zusammen? Irgendwie nicht, dachte ich mir – wollte es dann doch etwas genauer wissen.
Was halten wir Mannheimer*innen von den neuen Außenflächen der Gastronomie?
Ich selbst habe dazu eine klare Meinung: Mannheim tun die neuen Außenflächen gut – und das aus gleich mehreren Gründen. Zum einen ist Mannheim – speziell im Innenstadtbereich – sowie rar an Außenbestuhlung. Hier bietet sich für die Innenstadt mit einem Mal eine ganz neue Aufenthaltsqualität.
Und die ist dringend von Nöten. Denn der Einzelhandel ist in Nöten. Nicht erst seit, aber besonders und verstärkt durch Corona. Die Innenstadt und Fußgängerzone wie wir Sie bisher kennen ist ein Auslaufmodell. Davon bin ich überzeugt. Künftigen Leerständen muss mit attraktiven Konzepten begegnet werden, aber vor allem der Gastronomie in ihrer vielfältigen Art kommt dabei meiner Meinung nach eine Schlüsselrolle zu. In friedlicher Koexistenz zum stationären Handel kann ein attraktiver Gastromix das Zugpferd sein, dass H&M und Co. nicht mehr sind und wohl auch nie mehr werden. Doch dafür braucht die Gastronomie Raum zum Atmen.
Der wird er mit den umgewidmeten Parkflächen gegeben – und die Gastronomen schaffen dort – so mein Eindruck – durchaus Flächen mit Flair und Wohlfühlambiente. Dass Sie dadurch in einer beispiellosen Krise ihre Kapazitäten erhöhen und dringend benötigte Umsätze einfahren können, ist da eigentlich nur eine Randnotiz.
Vielmehr kann der Trend Vorbote des Wandels der Innenstädte sein, zumindest ein erster Schritt.
Wer sich in Mannheim erinnert, als engelhorn einst sein erstes Gastro-Engagement ankündigte, wusste man noch nicht so recht, was man davon halten sollte und wie das zum eigentlichen Einzelhandelskonzept passt. Heute, Jahre und fünf Restaurants später, zeigt engelhorn damit, wie man Einkaufen und Erlebnis erfolgreich miteinander verzahnt.
Zurück zur Meinungssuche. Was denken die Mannheimer*innen über das Thema?
In einer Umfrage auf der Seite dieses Blogs auf Instagram wollte ich wissen, wie Mannheim zu den neuen Gastro- statt Parkflächen. Mehr als 1.400 Stimmen wurden abgegeben, 1.463, um ganz genau zu sein – und die überwiegende Mehrheit von 71 Prozent begrüßt diesen Trend ausdrücklich.
Und das sind doch grundsätzlich erfreuliche Nachrichten. Der Mehrwert durch attraktive Außenflächen wird von den Mannheimer*innen erkannt, der Wegfall der Parkplätze als „verkraftbar“ gesehen, auch wenn es Stimmen gibt, die eine dadurch stetig weiter eingeschränkte Erreichbarkeit von Geschäften mit Parkplätzen direkt vor der Tür bemängeln.
Für mich sind die neuen Gastroflächen – wie bereits erwähnt – ein deutlicher Gewinn für die Innenstadt. Wenn jetzt die Stadt noch forcieren und kontrollieren würde, dass die wenigen verbleibenden Plätze für Anwohner reserviert und externe Besucher die zahlreichen Parkhäuser nutzen, dann wäre die gesamte Situation fast schon ein Traum. Aber das Leben ist eben doch kein Wunschkonzert.
Bitte weniger Autos in der Innenstadt. Sowie ein Verbot nutzloser, überbreiter SUVs, sofern sie nicht zur Anlieferung dienen.
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