Im Kiets ein König

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Mannheims Kneipenkultur ist in Bewegung – und dazu trägt der Jungbusch ganz maßgeblich bei. Seit einem Jahr dort beheimatet: der Kiets König. Das soll natürlich auch gefeiert werden.

Es war lange ungeschriebenes Gesetz: wer seine Abende gerne in Bars und Szene-Kneipen verbringt, ist in Heidelberg wesentlich besser aufgehoben als in Mannheim. Ganz von der Hand zu weisen ist diese These bis heute nicht, aber während Mannheims Nachtleben bisher vor allem durch die Vielzahl kleinerer und größerer Clubs geprägt wurde, tut sich seit einiger Zeit auch endlich was in der Barszene. Der Jungbusch ist, wenig überraschend, Vorreiter dieser Entwicklung. Im Windschatten der Onkel Otto Bar haben sich allein in der Jungbuschstraße neben Nelson und Blau in der jüngeren Vergangenheit Hagestolz, Kiets König und Bow niedergelassen. Was diese neuen Bars trotz ihrer optischen Grundverschiedenheit eint, ist der Trend weg von im Eiltempo lieblos zusammengekippten Fuselgetränken. Viel mehr zelebrieren sie den Stil niveauvoller Bars mit dem Anspruch, außergewöhnliche Drinks zu kreieren oder aber zumindest gewöhnliche Drinks außergewöhnlich gut  zu präsentieren. Eine Entwicklung, die sich an der Renaissance der eigentlichen Billigspirituose Gin sehr gut nachvollziehen lässt. Da ist viel hochprozentige Wissenschaft, aber mindestens genauso viel kopfwehförderndes Marketing im Glas. Erfreulicherweise sind es aber nicht nur die ausgewählten Spirituosen, sondern vor allem auch die Mischgetränke und die mal liebevolle, mal innovative und überraschende Zubereitung mit frischen Zutaten, die die Bars von den Clubtheken der Stadt unterscheiden.

Im Kiets König zeichnet Jonathan für die Bar verantwortlich. Schon beim ersten Blick auf den Kosmopolit bei der Arbeit ahnt man, dass der Barchef nie oder nur unter Androhung körperlicher Gewalt Fjordorov-Wodka mit Big Pump in ein Glas mit Eis schütten würde. Den Stil der 20er Jahre pflegend kreiert er mit seinem Team Drinks, die vor den Augen der Gäste an der endlos langen Bar entstehen – und Zeit in Anspruch nehmen. Ein Gut, dass im Nachtleben eher knapp ist. Und so ist es auch ein bisschen die Achillesferse des königlichen Geburtstagskindes, das in dieser Hinsicht ein bisschen Opfer des eigenen Erfolges wird. Am Wochenende, speziell jetzt in den vor der Tür stehenden kühleren Tagen, ist der Kiets König sehr gut besucht. Weit mehr Gäste als es Sitzplätze gibt tummeln sich in der mit Polstern, dunklem Holz und diffusem Licht eingerichteten Bar und wollen alle möglichst schnell einen von Jonathans ausgefallenen Drinks in die Hände bekommen. Da ist ab und an dann auch mal etwas Geduld gefragt. Aber so viel sei gesagt: die Zeit ist gut investiert, das Warten lohnt sich – denn vom Glas bis zum durchgefrorenen Eiswürfel hat alles hervorragendes Niveau. Und natürlich auch seinen Preis. Aber das sollte sowieso klar sein.

Der Kiets König feiert nun Anfang Oktober seinen einjährigen Geburtstag und lässt es sich nicht nehmen, seinem jugendlichen Alter entsprechend zu einer dreitägigen Sause zu laden rund um den Tag der Deutschen Einheit in der kommenden Woche. Den Anfang der Feier machen am Donnerstag, den 2. Oktober Banks & Rawdriguez ab 21.00 Uhr, den gesamtdeutschen Feiertag beschallt pd m@x, den Abschluss am Samstag dann Robert Jankovic. Wie immer gilt im Kiets: der Eintritt ist frei, Plätze allerdings rar gesät.

Happy Birthday, Kiets König – und Glückwunsch, Mannheim. Es ist schön zu sehen, dass sich neben der Clublandschaft ein weiterer Ausgehzweig nachhaltig zu etablieren versucht. Das kann nur im Interesse aller Nachtschwärmer sein – und der Zuspruch bislang scheint dies nur zu bestätigen.

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