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Gibt es überhaupt eine einfache Antwort auf diese Frage? Wenn man so exzessiv glücklich ist in einer Stadt wie ich hier, dann wird man nicht selten danach gefragt, was denn genau Mannheim so liebens- und lebenswert macht. Schon seit geraumer Zeit beantworte ich diese nicht ganz triviale Frage mit einem Vergleich: der Suche nach der Frau fürs Leben.
„Meine Stadt ist meine Frau“ – wenn die Söhne Mannheims das singen, dann muss da doch was dran sein!? Ich für meinen Teil kann dieser Sichtweise einiges abgewinnen. Stellt man zu dieser These Vorüberlegungen an, so kommt man unweigerlich zu dem Schluss, das Schönheit bekanntermaßen vergänglich ist – zumindest was Äußerlichkeiten betrifft. Das gilt Städte genauso zu wie für Menschen. Und während mit fortschreitendem Alter das Äußere verfällt, versuchen Städte und manche Frau, mit operativen Eingriffen dem entgegen zu wirken und verschlimmbessern oft die Lage, während wir Männer, egal wie stillos und ungepflegt wir in den Zwanzigern rumlungern, uns selbst belügen mit der vagen Hoffnung, aus jedem von uns könne noch ein attraktiver Mittfünfziger à la George Clooney und Richard Geere werden.
Mannheim, so viel ist sicher, ist nicht Richard Geere in der weißen Limousine, und noch weniger George Clooney. Doch ist Mannheim deswegen weniger schön? Oder gar hässlich? Äußere Schönheit ist vergänglich, soweit waren wir schon. Und nicht nur durch Veränderung, auch unser täglicher Blick darauf lässt das Besondere Gewohnheit werden – und uns Menschen verbindet wahrscheinlich, dass wir immer das wollen, was wir nicht haben (können), und dessen überdrüssig werden, was wir haben.
In meiner Kindheit gab es eine Sendung im Vorabendprogramm der Öffentlich-Rechtlichen, die das Prinzip äußerer Schönheit wirksam enthebelte: Herzblatt. Man stelle sich nun mich auf der linken Seite der Trennwand vor, rechts zwei nette Damen – die eine heißt Heidelberg, ist wunderschön und im besten Alter, die andere heißt Mannheim, nicht hässlich, aber auch nicht der Typ Frau, wo die versammelte, oberflächliche Männerschaft den ganzen Abend sabbernd drumherum schleicht. Wie wäre es nun, mit Heidelberg zusammen zu sein? Am Anfang ist das sicher die Erfüllung aller Träume. Man will nur ins Bett gehen und wacht morgens vis-à-vis des prunkvollen Schlosses in einer herrschaftlichen Villa auf und genießt den Blick auf Neckar, Fürstenresidenz und die malerische Altstadt. Spulen wir ein bisschen vor in dieser atemberaubenden Liebesgeschichte – stehen wir nach zehn Jahren immer noch jeden Morgen auf, öffnen das Fenster und sagen: „Wow, schau Dir das Schloss an!“? Wohl eher nicht, wir haben uns dran gewöhnt. Und bei aller Schönheit, kaum bezahlbarer Wohnraum in Zentrumsnähe, an jeder Ecke Souvenirläden mit sinnlosem Kitsch, Horden von Touristen die sich durch die Hauptstraße schieben und ein Kino mit aktuellem Programm, das sucht man vergeblich.
Das soll jetzt keine Rede gegen Heidelberg werden, nicht falsch verstehen. Es ist eher ein Plädoyer für die eingehendere Beschäftigung mit Mannheim bei der Damenwahl, dem vermeintlichen Mauerblümchen an der Seite Heidelbergs. Denn Mannheim ist für mich eine Stadt mit der man(n), wenn man(n) sich denn auf sie einlässt, lange und nachhaltig glücklich werden kann. Ich selbst kam einst hierher und war erstmal geplättet von der Konsequenz, mit der man es geschafft hatte, das in Vorkriegstagen sicher ansehnliche Industriestädtchen in einer scheinbar planlose Armada gesichts- und geschichtsloser Nachkriegsbauten zu verwandeln, eine Betonwüste sondergleichen, Bausünden wohin das Auge blickt. Aber es gibt doch das Schloss! Und den Wasserturm! Stimmt, aber was hat man rechts neben das Schloss gestellt? Die Mensa der Universität, ein aschgrauer Flachbau, dessen Beschreibung mit „hässlich“ noch euphemistisch ausfällt – da ist es fast eine Persiflage, dass dieses Gebäude einen Architekturpreis gewonnen hat in den 80ern. Wie soll ich es hier aushalten, habe ich mich gefragt. Flux die erste Bude bezogen, top saniert zu fairen Preisen, 2 Minuten von der Uni weg in den L-Quadraten. Der Anfang der hoffentlich endlosen Liebesgeschichte zwischen Mannheim und mir.
Während ich so sinniere und in Erinnerungen schwelge, höre ich Rudi Carrell’s Susi in ihren besten Herzblatttagen: „Und nun, lieber Maximilian, musst Du Dich entscheiden“. Mannheim, eine Stadt mit verdammt kurzen innenstädtischen Wegen, einer coolen Quadratestruktur, jede Menge bezahlbarem Wohnraum im Zentrum und Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten, die andere mittelgroße deutsche Städte nicht mal im Ansatz bieten. Kultur, Nachtleben, Sport, Natur – egal was man sucht, es wird schwer sich einzureden, dass es das was man zum Leben braucht in Mannheim nicht gibt – das Meer mal ausgenommen. Aber selbst Sandstrandfetischisten finden an zwei Flüssen und unzähligen Seen in nächster Nähe Urlaubsstimmung quasi vor der Haustür. Dazu ist Mannheim eine ehrliche Haut. Es spielt niemand vor, wunderschöne Mittelaltermetropole zu sein, stattdessen prägt der Wandel unsere schöne Stadt. Die aktuelle, hohe Industriedichte versteckt Mannheim genauso wenig wie die Altlasten vergangener Tage. Man ist sich hier seiner Probleme bewusst, schafft Lösungen, Symbiosen und Allianzen, und kreiert mitunter ganz neue Images. Kultur und Musik sind heute allgegenwärtig, vor zehn Jahren war das in dieser Form allenfalls eine kühne Vision – und BUGA, Kunsthalle, Jungbusch und all die geplanten Zentren auf den leerstehenden Ami-Arealen sind vor allem ein Versprechen an die Zukunft, nicht lethargisch zu werden, sondern weiter an sich zu arbeiten.
Mittlerweile neigt sich die Sendung dem Ende zu und Rudi wartet noch auf meine Antwort, aber in meinem Herzen hab ich mich längst entschieden – ich muss es nur Rudi nur noch mitteilen. Ich erhebe mich langsam von meinem Barhocker und sehe schon Heidelberg um die Trennwand kommen. Das hätte mein Preis sein können – wir beide im Herzblatt-Hubschrauber im Liebesurlaub auf dem Königsstuhl. Ein Lachen, ein Küsschen auf die Wange, dann der Abschied – wir sehen uns heute aber noch regelmäßig, sind gute Freunde.
Und dann der Moment, der Herzrasen verursacht: die Trennwand schiebt sich zur Seite, ich neige den Kopf leicht nach rechts – und da steht sie, Mannheim – meine erste Wahl! Wunderschön, viel schöner als angenommen und mit jedem Wort attraktiver geworden. Ich nehme sie einfach glücklich in den Arm, voller Vorfreude auf all das was wir zusammen erleben werden, und sage leise:
„Mannheim, Du bist wunderschön!“
Wirklich sehr gelungen, Max!! Da wird man aus der Ferne ganz wehmütig und freut sich tierisch auf den nächsten Besuch in der Heimat!
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Du solltest im Mannheimer Stadtmarketing arbeiten 😉
Ernsthaft: toller Text mit einem wirklich interessanten Blick auf MA und HD!
Einfach toll! Congrats, Max und viel Erfolg!
„Mannheim, Du bist wunderschön“ ♡ toller Beitrag!
Echt süß max! Da bekomm ich fast schon Heimweh! Mannheim ist und bleibt die beste Stadt der Welt <3 denn wahre Schönheit kommt von innen und liegt immer im Auge des Betrachters
Das ist wirklich toll geschrieben, Max. Seh ich ganz genauso – auf den ersten Blick würde wohl niemand Mannheim als schön bezeichnen. Wenn man sich aber mit der Stadt beschäftigt findet man die Schätze der Stadt – und weiß warum man sie nur lieben kann.
In Mannheim weint man zweimal…
In Mannheim mag die Stadt vielleicht hässlich wirken, doch die Menschen sind schön, weil sie Menschen sind. In Heidelberg verhält es sich genau anders herum.
Whow, toll geschrieben. Ich wollte schon eine kleine Umfrage unter Mannheimern starten, wie sie eigentlich ihre Stadt sehen. Aber! Das kann ich mir jetzt ersparen. Du sprichst bestimmt genau das an, was für viele Mannheim ausmacht.
Hallo Sabine,
Dene Antwort auf diesen schon recht alten Artikel ist mir doch glatt „durchgerutscht“. Danke für Dein Feedback – und schön, dass auch nach so vielen Jahren noch jemand die Artikel liest 🙂
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