Latenightshopping der besonderen Art

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Der Flohmarkt feiert seit geraumer Zeit eine nicht zu übersehende Renaissance – und  mausert sich nun auch zur Samstagabend-Primetime-Beschäftigung: am 29.11. steigt der Nachtkonsum im Luisenpark.

Mit ein bisschen Wehmut denke ich zurück an die weit entfernten Kindertage, als wir uns am Wochenende früh morgens im Familienkreis über die Flohmärkte des Landes bummelten. „Früher war alles besser“ ist eigentlich kein Satz, dem ich sonderlich viel abgewinnen kann, aber in Bezug auf Flohmärkte und deren ordinären und ursprünglichen Sinn trifft diese Aussage voll ins Schwarze. Es muss so kurz vor meiner Volljährigkeit um die Jahrtausendwende  gewesen sein, als ich voller Stolz mein erstes Handy bekam – das Nokia 3210. So bahnbrechend das Gerät, mit ihm begann auch symptomatisch der Niedergang des klassischen Flohmarkts – denn Nokia ließ zu, das man die Cover wechseln konnte.
Seit dem sind die Flohmärkte auf Supermarktparkplätzen fest in Händen von mehr oder minder professionellen Händlern, die wahrlich alles verkaufen – nur keinen Trödel. Handyhüllen, DVDs, CDs, Werkzeuge, billigste Kleidung, Batterien – die Liste lässt sich beliebig erweitern. Mit diesem Wandel starb die Tradition des Flohmarkts im klassischen Sinn: auf den Parkplätzen und in unserer Familie.

Jetzt, mehr als eine Dekade danach, findet eine Rückbesinnung statt. Wenn man das so nennen kann. Der Kampf auf den Schlachtfeldern auf den Flohmärkten am Wochenende früh morgens scheint verloren, aber es entwickelt sich stetig eine Alternativkultur, die neue Regeln und Reize setzt.
So auch der Nachtkonsum, der am 29.11. in der Baumhainhalle im Luisenpark gastiert. Samstagabend durch ein Meer von Trödel schlendern, statt in der Lieblingsbar zu versacken? Ja. Denn los geht’s offiziell erst um 17.00 Uhr – und dann darf bis Mitternacht geschaut und gehandelt werden. Wie viele „neue“ Flohmärkte setzt auch der Nachtkonsum auf den Abkehr vom Trend der Großflohmärkte: keine Neuwaren, keine gewerblichen Verkäufer. Das liest man freilich auch anderswo, mit den Kontrollen sieht es meist aber lax aus. Wie es der Nachtkonsum damit hält, muss man sehen. Im Interesse der Veranstaltung wäre eine Verbannung fabrikneuer Waren auf jeden Fall.

Doch nicht nur die Inszenierung als Latenightshopping sorgt für frischen Wind, auch das Rahmenprogramm. Mit „Loux“ und „Used“ geben zwei Bands auf der Veranstaltung den Ton an, während man an der Bar sich samstagslike mit Bier und anderen Getränken versorgen kann. Der Flohmarkt wird zum sozialen Raum. Dass dieses Konzept funktioniert und den Zeitgeist trifft, kann man auch anderswo in der Region bestaunen, beispielsweise bei ähnlichen Veranstaltungen in der Heidelberger Halle02.
Für Verkäufer sind die Regeln ebenfalls einfach: der Meter Standlänge kostet 10 Euro – und kann online in der gewünschten Länge ganz einfach, aber verbindlich, bestellt werden. Für alles andere ist man dann selbst verantwortlich: Tische, Regale oder Kleiderständer gibt es nicht und auch nicht zu mieten.

Als Gast der Veranstaltung muss man Eintritt zahlen, was wohl vor allem den Raummieten geschuldet sein dürfe. Der wird, so lässt es die Veranstaltung im Internet vermuten, bei 3,50 Euro liegen, auch wenn auf manch offizieller Grafik von 3,00 Euro die Rede ist. Dafür hat man aber ein wärmendes und schützenden Dach über dem Kopf – was an einer Nachtveranstaltung Ende November in unseren Breitengraden sicherlich von nicht zu unterschätzendem Vorteil ist.
Den Nachtkonsum gibt es in der gleichen Form auch in anderen Städten: Augsburg, Düsseldorf, Köln, Wuppertal und München sind ebenfalls nightshoppingtechnisch abgedeckt. Die Initiatoren kommen aus der bayrischen Landeshauptstadt und scheinen einiges vor zu haben. Stefan Schmidl und Florian Gerold Liss weißt das Impressum als Veranstalter aus – und allein für Mannheim sind schon zwei weitere Termine Januar und Februar 2015 geplant. In München, der Homebase des Nachtkonsums, ist das Latenightshopping der anderen Art schon seit 2012 an der Tagesordnung – mit großem Erfolg, der Andrang ist groß.

Foto: Benjamin Ganzemueller

Für die Premiere in Mannheim haben sich auf Facebook schon jetzt mehr als 1.000 Besucher angekündigt – Tendenz weiter steigend, der Hauptseite des Flohmarkts folgen weit über 40.000 Menschen. Dementsprechend gut vernetzt ist das Angebot – und verbreitet sich in den digitalen Medien quasi von selbst.

RELEVANTE LINKS:
Nachtkonsum Fanseite http://www.facebook.com/nachtkonsum
Nachtkonsum Mannheim: http://www.facebook.com/events/372355292920626

Neuland ist Mannheim für die Initiatoren trotz der Premiere im Luisenpark trotzdem nicht. Der Mädelsflohmarkt, ein weiteres Projekt, gastierte schon in der Alten Seilerei – mit großem Erfolg. Doch während dieser Abend dem weiblichen Geschlecht vorbehalten war, ist der Nachtkonsum am 29.11. übergreifend offen für alle. Man darf gespannt sein auf das Angebot. Für alle Flohmarktliebhaber aber sicher ein guter Schritt. Ein Schritt zurück in die eigene Jugend. 

3 Antworten zu „Latenightshopping der besonderen Art“

  1. Avatar von Rebekka
    Rebekka

    Uh, super – lieben Dank für den Tip! 🙂

    1. Avatar von Maximilian (Mannheimat)
      Maximilian (Mannheimat)

      Gerne, Rebekka! Viel Spaß, ob als Bummler oder Verkäufer 😉

    2. Avatar von Nimfa
      Nimfa

      Thanks for that! It’s just the answer I nedeed.

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