Macht ihr mal. Wir haben da noch was.

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Die Adler gewinnen das Derby gegen Schwenningen mit 5:3. Punkt. In Erinnerung bleibt vor allem die Schlussphase von diesem am Ende doch deutlichen Spiel.

Mittwochabend, 19.30 Uhr. Die Adler Mannheim luden zum Derby gegen die Schwenninger Wild Wings und gehen am Ende, irgendwie erwartungsgemäß, mit 5:3 als deutlicher Sieger vom Eis. Erwartungsgemäß, weil die Adler nach acht Siegen aus den letzten neun Spielen endlich richtig in die Saison gestartet sind und von der Tabellenspitze grüßen, während Schwenningen auf Platz 12 in tabellarischen Regionen verkehrt, die die Adler nach längerer Irrlichterei endlich verlassen haben.

Unterwegs auf dem Eishockey-Traumschiff

Und so entwickelte sich in der SAP Arena von Beginn an ein Spiel, dass den Charakter seichter Feierabendunterhaltung hatte. Nach gut einer Viertelstunde stand es 2:0 für die Hausherren, obwohl die Schwenninger mit viel Herz auftraten und sich so gerade zu Beginn ein Chancenfestival mit offenem Visier entwickelte. Und gerade, als die mehr als 10.000 Zuschauer mit dem sicheren 2:0 im Rücken in Pausenstimmung gedanklich schon Richtung Bier & Wurst unterwegs waren, verirrte sich ein Schwenninger Schuss über einen Mannheimer Schläger ins eigene Tor.
Machte aber nix, denn die Adler kamen stark zurück aufs Eis. Das Hin und Her des ersten Drittels war vorbei, die Adler dominierten und kamen zu mehr oder minder hochkarätigen Chancen, die mit Ausnahme von Jamie Tardifs zweitem Tor zum 3:1 nach knapp 5 Minuten alle ungenutzt blieben.

Mehr passierte im zweiten Drittel nicht. 40 Minuten Eishockey plätscherten irgendwie „nach Plan“ dahin, ohne dass auf dem Eis oder den Rängen jemals richtig Feuer aufkam. Die Adler spielten gut und dominierten nach offenem Beginn die Partie, Schwenningen hielt sich mit Widerstand zurück: Rosamunde-Pilcher-Wohlfühlatmosphäre zur besten Sendezeit. Wer mit der Hoffnung auf hitzige Duelle, packendes Eishockey und Derbystimmung in die Arena gekommen war, dürfte bis zu diesem Zeitpunkt enttäuscht gewesen sein.

Comeback hier, Comeback da, am Ende alles wunderbar

Doch, man ahnt es schon, die Kiste sollte nochmal Fahrt aufnehmen. Nach der zweiten Drittelpause kam auch Schwenningen aufs Eis zurück, und überraschenderweise hatte man sich und das Spiel doch noch nicht ganz aufgeben. Ein schneller Anschlusstreffer nach 2 Minuten und los ging der Eiertanz, an dessen Ende die Schwenninger dann sieben Minuten vor Schluss den Ausgleich setzten: 3:3 nach 54 Minuten.

Ein Mekka für alle Sportjournalisten, die sich nur entscheiden müssen, welche Floskel den bisherigen Spielverlauf am besten resümiert:
„Den Sack nicht zu gemacht.“
„So viele Chancen nicht zu nutzen, das rächt sich am Ende.“
„Es ist erst vorbei, wenn die dicke Frau gesungen hat.“

Suchen Sie sich was aus, die Liste ließe sich beliebig erweitern, doch Fakt ist auch: in der Retrospektive sind die letzten zehn Minuten des gestriges Eishockeyspiels das Salz in einer sonst recht faden Suppe und der Grund, warum Sport überall auf dem Planeten von den Menschen geliebt wird. Der 3:3-Ausgleich war nicht nur der Höhepunkt für die zahlreich mitgereisten Gästefans, es war auch der Startschuss für das „echte Leben“ in der SAP Arena. Plötzlich war Feuer drin, auf dem Eis und vor allem auf den Rängen. Glücklicherweise waren die Adler und ihre Fans Hand in Hand in der Lage, noch einmal ein par Gänge hochzuschalten, obwohl man eigentlich schon am Ausrollen war. Der Rest ist Geschichte: zwei Minuten nach dem Ausgleich der Gäste deutete Matchwinner Tardif mit seinem dritten Tor an, wer hier als Sieger vom Eis gehen wird, MacMurchys 5:3 war dann der vielumjubelte „Deckel drauf“. Was für eine Reaktion. Und was für eine packende Schlussphase, die Fans und wahrscheinlich auch Spielern immer wieder vor Augen führt, warum Leidenschaft für Sport eine so wunderschöne Sache sein kann. Gestern allerdings nur, wenn man es mit den Adlern hält.

Safety First

Auch noch aufgefallen: mehr als 10.000 Menschen am Mittwochabend sind auch ein deutliches Zeichen, dass die jüngsten Angriffen auf den europäischen Lebensstil bisher nicht oder nur kaum zu Veränderungen im individuellen Verhalten führen. Gut so! Gleichwohl ist das Thema natürlich gegenwärtig: am Spieltag hatte die SAP Arena in einer Pressemitteilung darauf hingewiesen, dass die Sicherheitskontrollen an den Eingängen noch gründlicher und damit zeitintensiver ablaufen werden, und auch die Polizei war im Innern des Stadions deutlich präsenter als sonst. Interessante Randnotiz: auch die Business- und Logengäste sowie die Pressevertreter wurden einer Leibesvisitation unterzogen – ungewohnt und selten, aber nicht mehr als richtig und längst überfällig.

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