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Im Rettermarkt verkaufen Roman und Björn Produkte, die sonst wohl weggeworfen worden wären. Und das zu extrem günstigen Konditionen. Klarer Win-Win, nix wie hin!
Die Tage beginnen für Roman Kress und Björn Moschinski, die Initiatoren des neuen Rettermarkts im Lindenhof, derzeit sehr früh mit einem immer gleichen Ritual: ab auf den Großmarkt, um frisches Obst und Gemüse zu retten.
Denn die täglich frischen Produkte sind der Renner bei der Kundschaft des Rettermarkts, der vor einer Woche im Lindenhof seine Türen öffnete. Auf 80 Quadratmetern verkauft das Team in der Meerfeldstraße dort Produkte, die andernorts nicht den Weg in die Regale und Warentheken gefunden haben und so ziemlich sicher und völlig grundlos auf dem Müll gelandet wären. Deswegen der Name: Rettermarkt.
Die Gründe für die Aussortierung sind dabei ganz unterschiedlich: bei Obst und Gemüse wird reifes und überreifes genauso aussortiert wie Exemplare mit Verfärbungen, Dellen oder anderen Schönheitsfehlern, die nicht der Norm und unseren „Ansprüchen“ als Konsumenten genügen. An einem Beispiel erklärt Roman, wie das konkret aussieht:
„Die Radieschen, die wir heute verkaufen, hatten leicht welkes Grün, deswegen wurden sie aussortiert. Wir haben das Grün dann per Hand komplett entfernt und verkaufen nun tolle Radieschen zu einem unschlagbaren Preis“.
Bei anderen Produkten ist es ein fast oder bereits überschrittenes Mindesthaltbarkeitsdatum, eine Verpackung in einer falschen Sprache, mit Macken oder Druckfehlern – oder einfach Produkte und Waren, die aus einer Überproduktion stammen.
Aber auch saisonale Produkte, Lebensmittel aus Insolvenzen oder Auslaufmodelle durch Produktwechsel landen oft auf dem Müll – und jetzt im Rettermarkt.
Der Blick durch die Regale vor Ort offenbart eine dementsprechend bunte Palette an Lebensmitteln aller Art: Apfelmus, Olivenöl, Hafermilch, Pasta, Chips, Konserven, Bier und alkoholfreie Getränke, Kühlwaren verschiedenster Art – und eben die bunte Auswahl an frischem Obst und Gemüse im Eingangsbereich.
Aber auch einige Kuriositäten gibt es zu erstehen: vegane Kondome mit dem passenden Namen „Einhorn“ oder Zahnbürsten aus Holz.
„Unser Sortiment ist natürlich einem stetigen Wandel unterworfen, weil wir nicht wissen, was wir als nächstes so reinbekommen“ sagt Björn, während er das Gemüseregal mit Nachschub befüllt: „Die größte Schwierigkeit ist die Akquise, das heißt das Auftun von neuen Waren“.
Dabei dürfte es leider gar keinen Mangel geben: denn allein in Deutschland wandern jährlich 18 Millionen Tonnen Lebensmittel in den Müll – 60 Prozent davon schon, bevor sie überhaupt verkauft werden. Irrwitzige Mengen, und trotzdem – Roman und Björn müssen teils dicke Bretter bohren, um die Waren zu ihnen ins Regal zu bringen. Mal sind es juristische Fragestellungen, mal monetäre, aber ganz oft auch qualitative.
Am Beispiel einer Schale Himbeeren erklärt Björn, dass oftmals gerade mal fünf bis zehn Stück noch verwertbar sind, der Rest ist tatsächlich nicht mehr zu gebrauchen. Das bedeutet jede Menge Handarbeit für die Jungs vom Rettermarkt, bevor die Kundschaft zuschlagen kann.
Und der Anspruch an die Qualität ist hoch bei den beiden „Rettern“: sowohl Björn als auch Roman haben eine lange Karriere als Köche hinter sich und sind überzeugte Veganer – aus moralischen und ethischen Gründen. Gemeinsam betreiben sie das „Romans“ in der Fressgasse und das Glückstein im Lindenhof, zwei Gastronomien, die sie ironischerweise jeweils wenige Tage vor den Corona-Lockdowns des Jahres 2020 eröffneten und seitdem zum Betrieb auf Sparflamme verdammt sind.
Vereint in einer zwangsverordneten Tatenlosigkeit und dem gemeinsamen Interesse an Nachhaltigkeit entstand so die Idee für den Rettermarkt: „Wir haben überlegt, was wir machen können, und haben uns ebenfalls gefragt: was macht auf keinen Fall zu? Supermärkte! Deshalb also der Rettermarkt.“ sagt Roman.
Gesagt, getan. Von der ersten Idee bis zur Eröffnung vergingen gerade mal zwei Monate, eine Umsetzung in Rekordzeit also – die wie Ihr Produktsortiment auf rein pflanzlicher Basis den eigenen Werten folgt: die Einrichtung ist, abgesehen von Waage und Kassensystem, wahlweise second-hand, selbstgebaut oder upgecycelt.
Seit einer Woche ist nun offen, und es kommen seitdem unentwegt Menschen in den Rettermarkt, so bunt gemischt wie das Sortiment.
Hippe Millenials, Studenten, Mid-Ager und Rentner decken sich mit Produkten ein und werden so zu Rettern. Das freut die Macher, denn mit ihrer Idee wollen sie bewusst alle erreichen und zum Nachdenken anregen. Denn zur Wahrheit gehört auch: 40 Prozent aller weggeworfenen Lebensmittel fallen in privaten Haushalten an. Dementsprechend sind Hamsterkäufe im Rettermarkt ungern gesehen – trotz oder gerade wegen der so günstigen Preise. Die liegen weit unter den gewohnten Preisen. So kostet ein Kilo Peperoni gerade mal 80 Cent, das Kilo Kartoffeln 70 Cent. Wieviel man spart, ist auf den jeweiligen Etiketten ausgewiesen. Das Motto heißt also „Sparen mit gutem Gewissen“, und genau hier möchten Roman und Björn auch ansetzen und künftig noch mehr erklären, wie Nachhaltigkeit gelingen kann.
Da kommt Aufmerksamkeit gerade recht. Viele der vor allem jüngeren Kunden dokumentieren ihre Einkäufe im Anschluss auf Instagram – sicher einer der Erfolgsfaktoren des ungewöhnlichen Konzeptes.
So spricht es sich rum, dass der Rettermarkt einen Besuch wert ist.
Denn Retter kann schließlich jeder werden – und dabei nicht nur großartige Produkte vor einem würdelosen Ende auf dem Müll bewahren, sondern dabei auch kräftig sparen.
Ein tolles Konzept, dass den Fokus auf das drängende Thema „Lebensmittelverschwendung“ legt und dabei Laune macht.
Win-Win, wie gesagt.
Der Rettermarkt in Mannheim
Meerfeldstraße 32
68163 Mannheim
Öffnungszeiten:
Montag – Freitag: 10 – 19 Uhr
Samstag: 10 – 17 Uhr
Der Rettermarkt auf INSTAGRAM
Der Rettermarkt im WWW
In der neuen Folge geht es ebenfalls um den Rettermarkt, aber auch die Ideen und Überzeugungen dahinter, die Roman und Björn verbindet und die sie gemeinsam in ihren Projekten – wie nun dem Rettermarkt – ausleben.
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