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Mannheim macht dicht. Zumindest zeitweise. Und teilweise.
Konkret die Fressgasse in der Nacht am Wochenende. Damit halbstarke, gelangweilte โPoserโ ihrem stupiden Werk anderswo nachgehen mรถgen. Kann das funktionieren?
In den sowieso nicht gerade ruhig gelegenen K-Quadraten beheimatet ist Motorengeheul ein mir bestens vertrautes Gerรคusch โ zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ab den Mittagsstunden lรคsst sich dort wunderbar die komplette Modellpalette von Mercedes und BMW begutachten, und besonders die von Mercedes liebevoll vergebene Abkรผrzung AMG fรผr โAssoziales Macho-Gehabeโ kรคmpft mit einem immer wieder auftretenden, technischen Problem der besonderen Art: aus unerklรคrlichen Grรผnden springt das Edelblech kurz vor der lustvollen Betรคtigung des Gaspedals durch den Fahrer in den Leerlauf.
Ein eigentlich inakzeptables Fehlverhalten bei einem Fahrzeug dieser Preisklasse, das so einiges an รrger nach sich zieht. Denn die Bewohner der Innenstadt sind es leid, den daraus resultierenden Krach โ vor allem in den Abend- und Nachtstunden โ zu klaglos hinzunehmen, ich eingeschlossen.
Doch die Stadt hat der โSzeneโ den Krieg erklรคrt.
Und trotz nicht zu leugnenden Tatendrangs muss sich Christian Specht, Erster Bรผrgermeister Mannheims, fรผhlen wie der arme Don Quichotte. Nach den sommerlichen Innenstadtkontrollen der letzten Jahre haben einen die wohltuenden Bilder von immens teuren Boliden โam Hakenโ des Abschleppwagens zwar durchaus freudig gestimmt, gleichwohl scheint diese Therapie bei den Patienten maximal homรถopathische Wirkung zu entfalten โ denn weiterhin bevรถlkern halbstarke Gelangweilte Mannheims Straรen.
Das Katz-und-Maus-Spiel fรผhrteย die motorisierten Nager nun Anfang des Jahres an die Rheinterrassen, wo man bevorzugt am Wochenende nach Einbruch der Dunkelheit de blechgewordenen deutschen Traum huldigte. Nachdem sich die Anwohnerbeschwerden dort tรผrmten, rรผckte die Ordnungsmacht an, um dem Treiben ein Ende zu setzen.
Doch die Maus ist schlau โ und kehrte zurรผck in die Innenstadt. Kannste Dir nicht ausdenken. Ist aber so.
So kann es nicht weitergehen, โda beiรt die Maus keinen Faden abโ.
Deshalb nun die nรคchste Eskalationsstufe: seit letztem Freitag ist die Fressgasse am Wochenende in der Nacht fรผr den PKW-Verkehr gesperrt. Eine Meldung, die einschlug wie eine Bombe โ und die Kommentarspalten waren voll von der in den Sozialen Medien weit verbreiteten, eloquenten Sachlichkeit. Oder um es kurz zu sagen: Feuer frei! Wรคhrend die einen lautstark Beifall klatschen, fรผhlen sich andere (Vermutung: PKW-Poser) in ihren Freiheitsrechten derart stark beschrรคnkt, dass es an der Zeit wรคre fรผr eine Petition, um dieser wahnsinnigen Willkรผr der Stadt ein Ende zu setzen.
Doch ist diese Maรnahme geeignet? Und wie steht Mannheim dazu? Bei einer kleinen Umfrage auf dem Instagramkanal von Mannheimat beteiligten sich immerhin knapp 700 Leute, und die haben eine klare Meinung: 74 Prozent begrรผรen diesen Schritt der Stadt. Hรคtte ich in dieser Deutlichkeit tatsรคchlich nicht erwartet.
Ich selbst bin zugegebenermaรen skeptisch, ob diese Maรnahme die gewรผnschte Wirkung erzielen kann. Denn im Prinzip kรคmpft die Ordnungsmacht mit stumpfen Waffen.
Quasi tรคglich kann ich bewundern, wie geistige Tiefflieger mit deutlich zu viel Leistung durch die K-Quadrate rasen, in Spielstraรen oder auf Gehwegen โparkenโ und dabei mit offenen Fenstern der Modus Mio-Playlist lauschen. Oder wie es ein Nutzer nannte: โBlechtindernโ.
Dort ging man sogar so weit, durch die Verbannung der โPoserโ wรผrden Gastronomiebetriebe wie Bolands, Starks und Havana schweren Schaden nehmen. Durchaus ein interessanter Ansatz, den wirtschaftlichen Wert der Szene fรผr die Innenstadt bemessen und in die Waagschale werfen zu wollen. Gleichwohl allerdings auch, wie sagt man doch gleich, lรคcherlich.
Auch zur Wahrheit gehรถrt allerdings, dass ich allzu oft Polizeiwagen passieren sehe, die sich scheinbar ihrem Schicksal ergeben haben und das Verhalten nicht sanktionieren. An den neuralgischen Plรคtzen kรถnnte man nicht nur automobiles Fehlverhalten noch und nรถcher ahnden, sondern auch tonnenweise Verstรถรe gegen die Coronaregeln. Gestern Abend, hinter dem ehemaligen Mรถmax auf der Straรe stadteinwรคrts: sechs (!!!) wunderschรถn mattierte (#ironieoff) AMGs hintereinander im absoluten Halteverbot โ fรผr Stunden aufgereiht wie an der Perlenschnur.
Wo ist da der Abschlepptruck von Wรถssner, der am Bahnhof schon auf der Lauer liegt, um Kasse zu machen, sobald nur jemand fรผr eine Minute sein Auto irregulรคr abstellt? Das wรคre wirksam. Doch die Polizei interessiert das scheinbar nicht und dem Ordnungsdienst kann man da nach Feierabend nun wirklich keine Arbeit mehr zumuten. Da wรผnscht man sich nichts sehnlicher als einen Radfahrer, der aus Versehen den sรผndhaft teuren Aussenspiegel abfรคhrt.
Klar ist: das Verhalten ist wahlweise asozial oder gefรคhrlich, nicht selten auch beides zusammen. Zur Bestรคtigung ein kleiner Auszug von Headlines der jรผngeren Vergangenheit:
Auf ein Einsehen der Halbstarken braucht man โ da lege ich mich mal fest โ nicht hoffen. Ob allerdings Straรensperrungen perspektivisch der richtige Weg sind?Mannheim sagt โjaโ, ich sage. Schauen wir mal.
Ich befรผrchte, diese Geschichte wird noch viele Kapitel haben, denn der Stein will ja jeden Tag aufs Neue den Berg hinaufgerollt werden.
Und wie sagt man so schรถn? Anmerkung der Redaktion:
Ich fahre selbst einen durchaus ausreichend motorisierten Wagen und gerne schnell. Auf der leeren Autobahn, wo es erlaubt ist. Das Gaspedal im Leerlauf habe ich wissentlich nie betรคtigt. Die Musik kรถnnte im manchmal im Auto zu laut sein, allerdings weder nachts noch Modus Mio. Das nur zur Einordnung.
Toll geschrieben und sehr passend. Kann mittlerweile keinen Funken Verstรคndnis fรผr Poser aufbringen. Sind echt Menschen, die ich nicht in meinem Leben brauche. Ich mag es auch gerne schnell und mal mit lauterer Musik – aber immer unter Rรผcksichtnahme von anderen. Nachts in der Innenstadt so ein Verhalten ist einfach nur ekelhaft.โ
Ich stimme Ihnen voll und ganz zu liebe Claudia
Man sollte den Rasen und Posern vielleicht eine eigene Meile einrichten. Natรผrlich mit genรผgend Lokalitรคten zu beiden Seiten, denn man will ja wahrgenommen werden. Eine Art Nordschleife gegen Gebรผhr. Das wรผrde auch eine gewisse Dezimierung zur Folge haben.
Also ich bin auch ein Auto-Fanatiker seit meiner Kindheit, ABER! dieses unreife und vรถllig unnรถtige „Gepose“ und 100 mal im Kreis fahren um nich doch noch ne „heiรe Braut“ zu beeindrucken ist vollkommen fehl am platz. Ich lebe meine Leidenschaft zu SELBST umgebauten und vor allem BEZAHLTEN (alten Autos) aber deswegen muss ich doch nicht durch die Innenstadt heizen wie ein Depp um mein mangelndes Selbstbewusstsein aufzupolieren? Ich finde man muss immer die Einzelfรคlle sehen, nicht pauschal Verurteilen. Zum einen verstehe ich absolut das Anwohner genervt sind(wรคre ich auch) die andere Seite ist halt die, was muss ich denn mitten in der Stadt Wohnen und mich dann beschweren รผber Lรคrm, wohlgemerkt alles natรผrlich im gewissen rahmen. Meiner Meinung nach wรคre das beste eben ein harmonisches miteinander, leider sind in den letzten Jahren die Leute immer agresiver und egoistischer geworden und das macht sich auch hier Bemerkbar. Ich hoffe das sich die Bogen bald glรคtten..und es einen Weg gibt wo alle wieder zusammen gehen kรถnnen…mit Verstรคndnis, Toleranz und Respekt ๐
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