Eine Portion Lächeln? Nehm ich!

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Systemgastronomie – groß in Mode seit geraumer Zeit – bevölkert auch Mannheim mehr und mehr. Jüngster Spross: das MoschMosch am Dalbergplatz. Ein stürmischer Selbstversuch. 

Einen Mangel an Systemgastronomie hat Mannheim nicht. McDonals und Konsorten mal aussen vor gelassen, hat die letzten Jahre eine zweite Welle die Quadratestadt erfasst, Systemgastronomie 2.0 sozusagen. Coa, Dean&David und – natürlich – Vapiano sind beliebte Hot Spots des Stadtlebens – und nun gesellt sich das MoschMosch in diese illustre Runde. Taufrisch sozusagen, direkt “hinterm” Paradeplatz am Dalbergplatz, zwischen  Dionysos und Andechser zuhause, empfängt das MoschMosch mit zahlreichen Sitzplätzen im freien, großer Glasfront, breitem Entrée und hellem Holz seine Gäste. Doch was macht das Konzept aus? Und weiß es zu überzeugen?

Sonntagabend, kurz vor Sturm, mach ich es mir gemütlich auf dem Dalbergplatz. 25 Grad und fast unerträgliche Schwüle machen die Entscheidung für einen Platz unter freiem Himmel leicht, auch wenn eben dieser schon das aufziehende Unheil erahnen lässt. Prinzip Hoffnung nennt man das wohl.

Man sitzt gemütlich am Dalbergplatz. Ruhig gelegen ohne Autolärm und “Sehen-und-Gesehen-Werden” à la Bolands oder Starks geht es gemütlich zu an modernen Holz-Alu-Tischen unter markant roten Sonnenschirmen. Auf dem Platz sofort zu finden als Unterlage: die auf Papier gedruckte Speisekarte. Viel praktiziert, zum Beispiel auch im Tialini, mag ich diesen Weg, weil man als wählerische Natur gleich mit dem Stöbern beginnen kann. Und zu entdecken gibt es viel: asiatisch-japanische Küche mit den üblichen Verdächtigen wie Dim Sums (z.B. gefüllte Teigtaschen, wahlweise vegetarisch oder mit Fleisch), Salate, Suppen und natürlich gebratene Nudeln, Gemüse und Currys.

Nach wenigen Minuten begrüßt mich ein freundlicher Moschi (so nenn ich das Personal jetzt einfach mal) und nimmt die Bestellung entgegen: meine Wahl fällt auf Jacos zur Vorspeise (japanische Version von Tacos mit dampfnudelähnlichem Teig und Hühnchen-Gemüse-Füllung), Jippi Jappa als Hauptmahlzeit (gebratene Weizennudeln mit saisonalem Gemüse und Chili-Rinderfilet als Addon) und die hausgemachte Limonade. Erfreulich zu diesem Zeitpunkt: im Vergleich zu meinem Besuch am zweiten Öffnungstag geht der Service heute zügig trotz vieler Gäste und, für viele sicher ein Kriterium, er findet am Platz statt. Das in der Systemgastronomie sonst sehr weit verbreitete “Mithelfen” bleibt einem hier erspart.

Dann kommt der Regen. Und das Chaos? Von jetzt auf gleich zieht es 15-20 Gäste ins Innere, für die zahlreichen Moschis sicher eine spannende Aufgabe, jetzt den Überblick zu behalten, wer mit welcher Bestellung nun wohin umgezogen ist. Doch das klappt reibungslos – fast schon ein wenig unheimlich, während mein Plätzchen im Trockenen mit Blick auf den vorbeiziehenden Weltuntergang einigen Charme zu bieten hat. Das Innenleben des MoschMosch erinnert mich spontan an das ebenfalls in Mannheim beheimatete “Maison d’Indochine”. Helles Holz gibt hier flächendeckend den Ton an, daraus sind quasi Sitzbuchten gezimmert, garniert mit roten Polstern und orangen Lampenschirmen – that’s it. Verblüffend simpel und durchaus gemütlich. Und trotz offener Küche und typischer Fluktuation geht es verhältnismäßig ruhig zu.
Wenige Sekunden später gibt’s Getränke. Die hausgemachte Limonade schmeckt ein bisschen wie Mezzo Mix in geil, mit frischen Limettenspalten kommt sie schön im 0,5-Liter-Humpen daher, für verkaterte Nachtschwärmer wie mich genau das Richtige. Ebenfalls sehr zu empfehlen: der hausgemachte, ungesüßte Grüntee-Eistee – im Prinzip grüner Tee “ice cold” mit Minze. Fresh.

Als das Essen kommt, fühle ich mich ein bisschen wie auf der Titanic. Logenplatz und gutes Essen zum Weltuntergang. Die Jacos mit dem Dampfnudelteig sind geschmackssache, ich fand die Mischung, sagen wir mal, interessant. Mein Favorit werden sie aber nicht, da entsprachen die Teigtaschen vom ersten Besuch mehr meinem Gusto. Kostenpunkt: 4 Euro. Preislich wie geschmacklich: normal.

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Umso größer die Freude auf Jippi Jappa mit meinem Super-Duper-Deluxe-Fleisch. Gebratene Nudeln mit Gemüse sind die Basis und schlagen mit knapp 8 Euro zu Buche, wer Fleisch dazu mag, zahlt extra. 2 Euro kostet Hühnchen, 6 Euro das in Chili gebratene Rinderfilet, dazwischen gibt es noch normales Rind und Meeresfrüchte – andere Gerichte lassen auch Kombinationen mit Tofu zu.
Die Portionsgröße ist für großen Hunger geeignet, man möge mir das glauben – ich weiß, von was ich spreche. Ebenfalls super: die bei der Bestellung aufgegeben Extrawünsche berücksichtigt die Küche problemlos: Champignons raus, Frühlingszwiebeln raus – gar kein Thema. Gut so.

Dann kommt das Essen, und es schmeckt wie schon beim ersten Mal sehr gut. Auf den Tischen warten Teriyaki, Sambal Oelek, Sojasauce und Stäbchen liegen von Beginn an bereit, nach eigenen Wünschen garnieren, sich eventuell richtiges Besteck bringen lassen und los geht. Während Nudeln und Gemüse wirklich sehr lecker sind, macht sich beim Rinderfilet ein wenig Ernüchterung breit. Das liegt weniger an der Zubereitung als an der Fleischqualität. Gebraten ist es auf den Punkt, die Chili-Pfeffer-Kruste wirklich lecker, die Menge passend zu den Nudeln abgestimmt – alles wunderbar, allerdings kommt nicht so recht Filetfeeling auf. Ein wenig zäh und faserig erinnert es mich kaum an den geliebten Geschmack feinen Rinderfilets. Dem Vergleich zu dem 2,50 Euro günstigeren “normalen” Rindfleisch hält es für satte 6 Euro Aufpreis keineswegs stand – der erste wirkliche Wehrmutstropfen des Abends – aber auch der einzige.

Als detailverliebter Mensch möchte ich an dieser Stelle noch auf eine nette Idee hinweisen: die Lätzchen für Kleckerfritzen im Anzug. Man ist sich bei MoschMosch wohl im Klaren darüber, das man beliebtes Ziel Berufstätiger werden wird, und hält stilecht mit Hemd und Krawatte bedruckte Lätzchen bereit. So kann man die eigene Garderobe schonen und macht dennoch eine lustige, aber gute Figur. Passt irgendwie zum Motto mit dem Lächeln.

Damit endet der Abend im Mosch Mosch auch schon, der Regen ist vorüber. Schnell noch die Rechnung begleichen bei dem freundlichen Moschi, der sich sicherlich fragte, warum der Verrückte die ganze Zeit alles mit dem Handy fotografiert – und raus geht’s in die neue Woche. War aber garantiert nicht der letzte Besuch. Bis bald, Mosch Mosch – und herzlich Willkommen in Mannheim.

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Fakten zum Schluss

– auf Facebook ist MoschMosch eine Größe: mit über 18.ooo Fans logiert es vor COA (17.000) und Dean&David (11.0000), aber gefühlt Lichtjahre hinter Platzhirsch Vapiano (+300.000).

– nach fünf Bewertungen bekommt das MoschMosch in Mannheim 2,4 Sterne von möglichen 5.

– MoschMosch gibt es bisher 12 mal, fünf Mal allein in Frankfurt, aber auch in Heidelberg, Mainz und Darmstadt.

– Das Mannheimer MoschMosch hat sieben Tage die Woche offen bis 23 Uhr (sonntags 22 Uhr).

– Infos, Reservierung und Speisekarte: www.moschmosch.com

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