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Etwas mehr als ein Jahr ist ins Land gegangen seit dem tragischen Tod der litauischen Austauschstudentin Gabriele Z. Die Tat an sich ist grausam und Tragรถdie genug, doch wie im Windschatten der mannigfaltigen Ereignisse seit diesem Tag offen zur Schau gestellte Fremdenfeindlichkeit salonfรคhig wurde, ist das mindestens genauso groรe Drama hinter dem Mord an Gabriele.
In den quรคlenden Wochen der Tรคtersuche im vergangenen Jahr wuchs nicht nur die Angst vieler Frauen, nachts allein auf den Straรen der Stadt unterwegs zu sein, auch die Anzahl der Hobbykriminologen, die mit scharfsinnigen Analysen auf Stammtischniveau gleich einen auslรคndischen Tรคter vermuteten, wuchs stetig. Dass dieser Stumpfsinn, mit drastischer Wortwahl, unter dem vermeintlich schรผtzenden Mantel der Pseudoanonymitรคt sozialer Netzwerke grassierte, ist das eine. Doch leider wurden derart diskriminierende Thesen eben auch immer prรคsenter an Mittagstischen, Tresen und sonstigen Orten fรผr Unterhaltungen รผber die Probleme der Welt.
Aus heutiger Sicht ist man fast geneigt zu sagen: es kam wie es kommen musste. Wenige Wochen spรคter wurde glรผcklicherweise der Mรถrder von Gabriele gefasst. Die Geschichte ist bekannt und war traurigerweise Wasser auf die Mรผhlen all der voreingenommenen Stammtisch- und Online-Detektive, die dann genรผsslich ihr โHab ich doch gesagt!โ in die Welt posaunten. Genauso wie viele Ereignisse in der Quadratestadt in der Folgezeit: die Massenschlรคgerei im Jungbusch und der Tod eines Mannes nach einer Messerattacke vor der Polizeiwache in H4 sorgten fรผr weiter Temperatur in der ohnehin fast รผberkochenden, brรคunlichen Suppe.
Es ist zweifelsfrei eine provokante Frage: was wรคre passiert, wenn der Mรถrder der litauischen Studentin ein erfolgreicher, mitten im Leben stehender Deutscher mit reinstem Stammbaum gewesen wรคre?
Heute sitzt ein NPD-Mann im Gemeinderat im Stadthaus, wรคhrend seine politischen Brรผder im Geiste samstags am Paradeplatz ihre Nazi-Zusammenkรผnfte der Sinnfreiheit abhalten. Und als wรคre das alles nicht schon schlimm genug, schwappt nun die mediale Omniprรคsenz von Xavier Naidoo รผber auf die politischen Diskussionen der Stadt. Weil er nicht mehr nur im leicht verdaulichen Bereich des รถffentlichen Interesses logiert, sondern โ egal ob unbedacht und von Tatendrang รผbermannt oder mit Kalkรผl โ diskussionswรผrdige Meinungen vor teils diskussionsunwรผrdigen Menschen bezieht. All diese Entwicklungen sollten wir mit Sorge betrachten, weil sie unser friedliches Miteinander nachhaltig beschรคdigen kรถnnen.
Wir leben in einer multinationalen, multikulturellen Stadt โ mehr als 160 Nationalitรคten sind hier zuhause. Natรผrlich gibt es da Probleme. Dinge, die diskutiert werden mรผssen und Dinge, die politisch und gesellschaftlich in richtige Bahnen gelenkt werden mรผssen. Und natรผrlich lรคuft manchmal manches nicht so, wie es das sollte โ mitunter mit tragischen Folgen. Ungeachtet dieser medienwirksamen Fรคlle klappt das Miteinander der Kulturen in dieser Stadt aber weitaus besser, als es dann รถffentlich-medial den Anschein macht.
Mannheim hat zweifelsohne viele Probleme in den unterschiedlichsten Bereichen. Was mich an dieser Stadt aber vom ersten Tag an faszinierte, war der Wille, Lรถsungen zu finden auf die Fragen der Zeit. Dieser Wille, sein Schicksal selbst lenken zu kรถnnen. Nicht zu resignieren angesichts von Problemen. Entwickelte Ideen mit Leben zu fรผllen. Eine Aufgabe, die die Bevรถlkerung hier schon mehrfach erfolgreich praktiziert hat und auf die man stolz sein kann.
Diesen Willen sollte unsere Gesellschaft auch aufbringen, wenn es darum geht, Rassismus und Fremdenhass nachhaltig ins Abseits zu drรคngen. Courage zu zeigen, wenn der Nachbar wieder fremdenfeindliche Parolen beim Feierabendbier in die Welt hinaus trรคgt. Das ist die Aufgabe der Stunde, nicht stumpfsinniges โAuslรคnder raus!โ posten oder skandieren.
Wie wรคre es, wenn manย ein Flashmob-Mini-Holifestival auf dem Paradeplatz feiern wรผrden, und das schwarz gekleidete, rechte Gedankengut in einer kunterbunten Farbwolke unterginge?
Mannheim lebt nicht nur mit der Vielzahl an Nationalitรคten, Mannheim lebt auch von der Vielzahl der Nationalitรคten. Wenn wir uns dessen bewusster wรคren, also รผber den metaphorischen Tellerrand (beim Gang zum Dรถner, Inder, Thai,โฆ) hinaus, dann wรคren wichtige Schritte ganz schnell getan. Denn das friedliche Miteinander der Kulturen ist schlicht der einzige Weg in die Zukunft, den unsere (Stadt-)Gesellschaft hat und der uns gut zu Gesicht steht. Wir sollten ihn gemeinsam gehen.
Sehr guter Beitrag. Trifft den Kern der Sache
There’s a terrific amount of knldweoge in this article!
Gruร
Guter Artikel. Gefรคllt mir
Druร
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