Hoch hinaus: der engelhorn Dachgarten

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Seit zwei Wochen ist das vierte Restaurant von engelhorn geöffnet: nach Le Corange, Faces und Opus V rundet der neue Dachgarten kulinarisch und preislich das Angebot über den Dächern der Stadt ab. Man kann sich freuen auf gutes Essen zu absolut fairen Preisen, wenn man denn, vor allem zu den Hauptessenszeiten,  einen Platz bekommt.

Der Name lässt es vermuten, und die engelhorn-Gastrokultur ebenso: wer in den neuen Dachgarten möchte, muss hoch hinaus. Wahlweise mit dem Aufzug oder über die Shoppingflächen des Modehauses geht es in die höchste Etage, wo der Blick freigegeben wird über Mannheim. Der Dachgarten weiß zu gefallen: die offene Architektur ist Konzept, gleich beim Betreten gibt linker Hand eine große Fensterfront den Blick frei auf den Arbeitsbereich der Köche, erst danach betritt man die große Fläche mit den vielen Tischen. Helles Holz und bunte Farben dominieren bei den Möbeln, dunkle Wänden und Metall der Bar geben weiteren Ton an. Die große Fensterfront lässt den Blick schweifen: auf die Dächer der Stadt und den vorgelagerten, beheizten und hell-gemütlichen Wintergarten, der ebenfalls zum Servicebereich des Dachgartens gehört.

Hat man sein Plätzchen gefunden, was mitunter gar nicht so einfach ist (dazu später mehr), kann man einen Blick in die Karte werfen. Wobei: DIE Karte gibt es eigentlich nicht, denn je nachdem, wann man zu Gast ist, variiert auch die Auswahl an Gerichten. In hoch frequentierten Mittagszeit wählt man aus der Mittagskarte auf dem Klemmbrett aus. Dabei bietet die Wochenkarte für den Mittagstisch täglich wechselnde Gerichte zu Festpreis an: für 6,90 Euro kann man aus zwei individuellen Gerichten auswählen, für 9,90 Euro gibt’s das Ganze mit Softdrink und Espresso danach – preislich also eine ganz neue Welt für die engelhorn Gastronomie und absolut fair bemessen. Die Küche präsentiert sich dabei bodenständig-international – beim ersten Besuch fiel die Wahl der Begleitung auf gegrillte Hähnchenbrust mit Kokos-Currysauce, asiatischem Gemüse und Reis, mein Gaumen freute sich über den Dachgarten-Burger mit frittierten Kartoffelspalten und Kräutersauce. Eine gute Wahl – das Burgerbrötchen hebt sich ab von den sonst so bekannten, sesambestreuten Pappdeckeln, das Hackfleisch ist auf den Punkt gebraten. Wahrscheinlich sind es aber die Kartoffelspalten, serviert im Frittierkorb, die dem leckeren Burger von der Dauerkarte die Krone aufsetzten. Da hat sich selbst Warten gelohnt, denn der Burger kam 15 Minuten später als der Rest. Gleichzeitig erwarten einen viele bekannte Angebote heimischer Küche: Königsberger Klopse, Kartoffelsuppe oder Hackbraten stehen z.B. diese Woche auf der Mittagskarte.

Auch auf der regulären Karte zu finden: die hausgemachte Pizza. Ein erster Test konnte da aber nicht voll zu überzeugen. Geschmacklich erinnerte die Pizza an selbstgemacht in den eigenen vier Wänden: garantiert nichts schlechtes, aber eben nichts besonderes. Man sollte aber auch annehmen, dass für passionierten Pizzagenuss andere Adressen die bessere Wahl sind.
Insgesamt ist das Essen, vor allem in puncto Preisleistungsverhältnis, eine echte Bereicherung: geschmacklich auf gutem Niveau und detailreich angerichtet gibt es für unter 10,00 Euro nur lobende Worte.
Am Abend, wenn im Shoppingparadies langsam Ruhe einkehrt, präsentiert sich der Dachgarten in einem ganz anderen Licht. Warmes Licht und eine generell dunklere Stimmung schaffen eine wohlige Atmosphäre, die zum Verweilen einlädt. Dazu gibt es eine erweiterte Speisekarte, die mit Steak, Fisch und Burgern in verschiedenen Variationen dann noch etwas mehr Auswahl bietet als am (Nach-)Mittag.

Getränketechnisch gibt es erwartungsgemäß sehr viel Standard, für ausgefallenere Wünsche steht jederzeit ein Barkeeper bereit. Ein Sonderlob verdient sich aber die hausgemachte Limonade: fruchtig-süß mit Limetten- und Zitronenspalten kommt sie in der Halbliterkaraffe zu Tisch – für wirklich günstige 3,00 Euro ein weit bessere Wahl als Cola und Co.

Insgesamt also ein rundum gutes Angebot, dass der Dachgarten seinen Gästen bietet und auf jeden Fall einen oder mehrere Besuche wert. Für reichlich Kritik in den ersten Tagen, vor allem in den sozialen Medien, sorgte die Platzvergabe und der Service. Nun sollte man bedenken, dass sich in einem neuen Lokal der Service und Team immer erst einspielen müssen. Während meiner drei Besuche war der Service gut, von den etwas langen Wartezeiten und der Verspätung des Burgers mal abgesehen. Hier gibt es sicher noch Luft nach oben, die Prozesse werden sich aber etablieren und die kleineren Startschwierigkeiten verschwinden. Immerhin erfreut sich der Dachgarten vom Start weg einer derart hohen Beliebtheit, das fast immer Gäste auf frei werdende Tische warten – insofern durchaus auch eine ambitionierte Aufgabe für das bemühte Serviceteam.

Stichwort wartende Gäste: berechtigte Kritik gibt es an dem System der Platzvergabe und Reservierung. In der Mittagszeit sind derart viele Tische reserviert, das spontane Gäste ohne Reservierung lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. Wir warteten über 20 Minuten, während sich andere Gäste nicht an den Service wandten und freie Plätze einfach beschlagnahmten – dass diese Praxis für Unmut sorgt, ist nachvollziehbar und hausgemacht. Zumal der Dachgarten über zwei Eingänge verfügt und so das System der Platzanweisung sowieso faktisch unmachbar ist. Darüber hinaus sollte es nicht möglich sein, quasi das ganze Restaurant mit Reservierungen zu belegen. Eine Freundin wollte abends spontan in den Dachgarten und wurde abgewiesen mit der Begründung, es sei für den ganzen Abend alles reserviert. Und auch beim Mittagstisch macht es für wartende Gäste keinen guten Eindruck, wenn Zweidrittel aller Tische noch leer, aber reserviert sind. Um dem Konfliktpotential und der daraus resultierenden Kritik die Schärfe zu nehmen, sollte man hier umdenken und eine einheitliche und nachvollziehbare Linie einführen. Speziell im schnellen Mittagspausen-Geschäft kann es nicht sein, dass man nur mit Reservierung oder utopisch langen Wartezeiten einen Platz bekommt.

Wenn der Dachgarten diese vor allem im Organisations- und Servicebereich angesiedelten Kinderkrankheiten behoben bekommt, ist das Angebot des engelhorn Dachgartens eigentlich einmalig. Mehr zeitgemäßen Style mit derartigem Ausblick in Kombination mit gutem Essen zu sehr fairen Preisen findet man in Mannheim kaum. Eine wirklich gute Adresse.

LINKS:

Dachgarten-Website:
http://www.dachgarten-engelhorn.de/

Dachgarten auf Facebook:
http://www.facebook.com/restaurantdachgarten

 

Eine Antwort zu „Hoch hinaus: der engelhorn Dachgarten“

  1. […] Noch keine Idee vom Restaurant Dachgarten? Dann einfach hier unseren Artikel zur Eröffnung lesen. […]

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