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Der Nachtwandel steht vor der Tรผr โ und der ganze Jungbusch macht mit. Wirklich alle? Nein, es gibt prominente Ausnahmen.
Aus Kreisen der Gastronomie war zu vernehmen, dass nicht alle mitmachen und mitziehen bei der elften Auflage des Nachtwandel. Mit der der Onkel Otto Bar und dem Restaurant Zweite Liebe tauchen zwei prominente Locations nicht auf im ansonsten sehr vollstรคndigen Programmflyer โ was die Organisatoren des Nachtwandel bestรคtigen.
Nun sollte man wissen, dass die Teilnahme am Nachtwandel freiwillig ist, genauso wie die Unterstรผtzung der Veranstaltung mit dem sogenannten Gastro-Beitrag von 150 + X Euro. Gleichwohl muss man kein Prophet sein um zu erahnen, dass die Nichtteilnahme von Onkel Otto Bar und Zweite Liebe bei vielen Gastronomen auf Unverstรคndnis stรถรt โ profitiert man doch auch zwei Abende lang von den rappelvollen Straรen im Mannheimer Hafenkiez. Warum also partizipieren die beiden Locations, die รผbrigens denselben Besitzern gehรถren, nicht am Nachtwandel?
โDer Nachtwandel als Veranstaltung hat sich in eine Richtung entwickelt, die wir nicht mehr unterstรผtzen wollten.โ beantwortet Martin Schweppe, einer der beiden Brรผder, die die beiden Lokale betreiben, eine Anfrage per Mail prompt und ausfรผhrlich telefonisch. Die Entwicklung im Jungbusch beobachte man kritisch, zu viele Kneipen wรผrden hier Fuร fassen, wรคhrend andere, dringendere Probleme des Viertels nicht angegangen wรผrden, so Schweppe weiter. Vor allem die Entwicklung des Nachtwandel in der jรผngeren Vergangenheit hin zu einer ausufernden Party- und Trinkveranstaltung bis in die frรผhen Morgenstunden habe nur noch wenig mit dem grundsรคtzlich guten Gedanken eines bunten Kunst- und Kulturfestes zu tun.
Dieser Entwicklung versucht man indes bei den Organisatoren gegenzusteuern. Viele Punkte und Regeln sind neu: so werden Getrรคnke in diesem Jahr nur noch in Plastikbechern mit Pfand auf der Straรe ausgegeben. Eine notwendige Reaktion auf das ungeheure Maร an Verschmutzung durch Dosen und Glas in den vergangenen Jahren. Ob das verhindert, das allerlei โfliegendeโ und vor allem genehmigungsfreie Verkรคufer Dosen und Flaschen am Straรenrand an den Mann oder die Frau bringen, bleibt abzuwarten.
Ein weiterer Faktor: die Lรคrmbelรคstigung. Party bis in die frรผhen Morgenstunden trifft bei den Bewohnern im Jungbusch auf immer weniger Verstรคndnis. Das liegt natรผrlich nicht am Nachtwandel, sondern an der generellen Entwicklung des Kiez zu Mannheims Ausgehviertel mit unzรคhligen Kneipen und Bars โ ein Thema, das schon bei der letzten Stadtteilversammlung hochkochte (http://www.rnz.de/mannheim/00_20140929060000_110757984-Es-rumort-im-Jungbusch.html), und von dem auch Martin Schweppe aus eigener Erfahrung zu berichten weiร: โWir betreiben ja nicht nur die beiden Lokale, wir vermieten auch viele Wohnungen im Jungbusch. Da bekommen wir durch Schรคden an den Immobilien und durch unsere Mieter aus erster Hand mit, was Woche fรผr Woche so passiertโ.
Bei den Organisatoren des Nachtwandels hat man die Zeichen der Zeit schon lรคnger erkannt, und versucht, die Veranstaltung auch programmatisch wieder nรคher an ihren Ursprungsgedanken zurรผckzufรผhren. Bei der Aufnahme der Programmpunkte hat man verstรคrkt auf den kulturellen Aspekt geachtet, und will das auch kรผnftig tun โ auch, weil die Stadt unmissverstรคndlich ihre kรผnftige Unterstรผtzung der Veranstaltung an den Kunst- und Kulturgedanken geknรผpft hat.
Dennoch gibt es auch 2014 Programmpunkte wie: โIm Nelson passiert das, was unterm Jahr immer passiert: Bei Live-Musik und DJ-Musik werden Getrรคnke aus Mehrwegbechern serviertโ. Es bleibt also noch ein bisschen was zu tun, aber der eingeschlagene Weg ist der richtige, wie auch Martin Schweppe findet:
โDie letzten Jahre haben wir uns da rausgenommen, wir sind aber in Zukunft gerne wieder dabei, wenn Kunst- und Kultur wieder eindeutig im Vordergrund stehen. Einfach einen DJ oder eine Partyband hinzustellen, und das als Kulturfest zu verkaufen, das ist zu wenig.โ
Inhaltlich kann man die Kritik Schweppes nachvollziehen, und ich bin geneigt, in vielen Punkten zuzustimmen. Und man kann wohl getrost glauben, dass die 300,00 Euro Gastro-Beitrag fรผr zwei Lรคden nicht der Grund sind, am Nachtwandel weder programmatisch noch unterstรผtzend teilzunehmen. Die Onkel Otto Bar gibt es schon lange, sie feiert dieses Jahr ihren 60. Geburtstag โ sie war schon da, weit bevor der Jungbusch zum Szeneviertel wurde, und auch in ihrer heutigen Form ist sie quasi genauso alt wie der Nachtwandel an sich, den man dort auch lange begleitete. Seit ein paar Jahren nun aber nicht mehr, aus den oben genannten Grรผnden.
Die Fragen, die man aber stellen darf: Kรถnnte man in dieser exponierten Position nicht mehr tun fรผr die Veranstaltung und versuchen, Einfluss zu nehmen und zur Rรผckbesinnung beizutragen? Was bewirkt man mit einer bewussten Nichtteilnahme?
รbrigens:ย auch das BOWย nimmt offiziell nicht am Nachtwandel teil. Das liegt laut Can Gรผrsel daran, dass man den Bewerbungstermin schlicht verpasst habe – und dies den Organisatoren auch mitgeteilt hat. Grundsรคtzlich stehe man dem Nachtwandel, auch in seiner bestehenden Form, positiv gegenรผber und zahle auch gerne den Gastro-Beitrag (Update von 13:30 Uhr; รผber die Grรผnde fรผr die Nichtteilnahme war in einer vorherigen Version des Artikels nichts bekannt).
Eine kurze Stellungnahme zum unglรผcklichen Veranstalungstext des Cafe , Nelson im Veranstalungsflyer. Dieser wurde nicht von uns so verfasst. Wir haben eher formlos mitgeteilt dass es bei uns im Nelson Live-Musik und danach Party mit DJ geben wird. Ich hรคtte mir auch gewรผnscht dass es so kurz und knapp auch im Veranstaltungsprogramm wiedergegeben wรผrde.
Getrรคnke im Plastikbecher gibt es bei uns รผbrigens nur am Nachtwandel – weil das verstรคndlicherweise von den Veranstaltern so gewรผnscht wird.
Jedenfalls werden wir uns nรคchstes Jahr bei der Formulierung unseres Veranstaltungstextes mehr Mรผhe geben.
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